Meisterschüler:innen
Die Welt gestalten
Neue Perspektiven auf eine Welt, die in einem konstanten Wandel steht: Ausstellungen ermöglichen Kunstschaffenden sich auszutauschen und ihre eigenen sowie die Perspektiven der Zuschauenden zu erweitern.
Der zentrale Gedanke des Engagements der Hannover Rück Stiftung für die Meiterschüler:innen ist, solche Kristallisationspunkte zu schaffen. Seit 2014 findet die Meisterschüler:innen Ausstellungsreihe im Gebäude und Außenbereich der Hannover Rück statt. In Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bekommen Absolvent:innen aus den Fachklassen für Malerei und Bildhauerei die Möglichkeit aktuelle Arbeiten vor großen Publikum zu präsentieren. Begleitend zu der Ausstellung werden Einzelkataloge produziert. Die Künstler:innen führen exklusiv durch ihre ausgestellten Werke und stellen in einer Artothek ihre Kunstwerke zum Leih für Mitarbeitende der Hannover Rück zur Verfügung.
In den Jahren 2023 und 2024 wurden die Ausstellungen erstmals international erweitert: Einzelne Künstler:innen stellten ihre Werke in den Hannover Rück Niederlassungen in Stockholm, Paris und Dublin aus.
Kuratiert werden die Ausstellungen von Karin Kamolz. Ko-Kurator: Uwe Sommer.
Diese vier Künstler:innen stellen 2025 ihre Kunstwerke aus: Jan-David Grommas, Justus Linnekugel, Emil Wesemann und Maja Zipf.
Jan-David Grommas: Im städtischen Umfeld, besonders an vernachlässigten Orten wie U-Bahnstationen, Industriebrachen und in der Unterwelt von Tunneln und Notausgängen findet Jan-David Grommas besondere Ansichten von architektonischen Strukturen und Konstruktionen. Aufgrund seiner Auseinandersetzung mit Graffiti interessieren ihn subkulturelle Erscheinungen, die sich häufig an verborgenen Orten mit einer ungewöhnlichen Architektur und Ästhetik zeigen. Diese dokumentiert er und setzt sie in aufwändigen Prozessen zu neuen Formationen zusammen. Er beschäftigt sich dabei nicht nur mit formalen Aspekten, sondern sucht auch nach einer Poesie des Stadtraums, die ebenfalls Eingang in seine Arbeiten findet.
Justus Linnekugel entwickelt in seinen Arbeiten nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der von ihm verwendeten Techniken und Materialien vielschichtige Bezüge. Seine Bilder sind Erzählungen, deren Eindeutigkeit durch Kontextverschiebungen unterlaufen wird und die unterschiedliche Deutungen zulassen. Häufig finden sich Inszenierungen von Häuslichkeit, deren Elemente aus ihrem Zusammenhang gelöst werden und symbolhaften Charakter annehmen. Der Künstler spielt mit diesen Symbolen von Geborgenheit, von Schönheit, und zeigt so die Ambivalenz von Vorstellung und Wirklichkeit. Indem er sowohl auf ästhetischer als auch auf inhaltlicher Ebene Narrative, historisch geprägte Vorstellungen und kollektive Bilder dekonstruiert, werden sie ihrer vertrauten Deutung beraubt.
Emil Wesemann beschäftigt sich mit Häusern und Wohnräumen als Symbol für das Private im Gegensatz zum öffentlichen Raum. Zivilisationsgeschichtlich ist die Entstehung einer festen Behausung im Unterschied zu einer nomadischen Lebensweise eine Zäsur, die zur Entwicklung von Besitz und dessen Verteidigung, von Rückzug, der Entstehung der Kleinfamilie und auch mit der Ausgrenzung von nicht dazu gehörenden Personen verbunden ist. Diese innergesellschaftlichen Mikrokontexte entwickeln in der Gestaltung ihrer Lebensräume eine Ästhetik, durch die eine bestimmte Narration erzeugt wird und erzeugt werden soll. Das Aussehen dieser Lebensräume ist nicht selten das Ergebnis ästhetischer Entscheidungen, die in ihrer repräsentativen Qualität Geschichten über die Bewohner:innen erzählen. So wird die Gestaltung eines Hauses zu einem Ausdruck von Identität.
Maja Zipf setzt sich in ihren Arbeiten, angesichts historischer Umwälzungen im politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Bereich, mit Unsicherheiten und Zukunftsängsten auseinander. Allerdings ist ihr Ansatz nicht einer, der sich mit dystopischen Szenarien oder pessimistischen Prognosen beschäftigt. Ihr Anliegen ist es, trotz der gegenwärtigen Weltlage etwas Positives zu vermitteln, ein „Prinzip Hoffnung“, wie es der Philosoph Ernst Bloch bezeichnet hat. In ihren Arbeiten drückt sich das durch organische, lockere Formen aus, die einen experimentellen, spielerischen Charakter haben.
Weitere Impressionen der Meisterschüler:innen Ausstellung 2025:
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